Bericht Grabungen auf dem Schloßberg Juli 2024

Landesamt für Denkmalpflege, 30.07.2024

Davide Rossini, e&b excav

Die Grabungen auf dem Schlossberg in Böblingen sind inzwischen weit fortgeschritten und lassen erste Aussagen über die Geschichte dieses prominenten Platzes im Stadtgebiet zu, die freilich noch in ihren vielen Einzelteilen zusammengesetzt werden müssen. Inzwischen ist es gelungen, Reste von älteren Baustrukturen auszugraben, die zeitlich zumindest vor die Errichtung des ältesten fassbaren Innengebäudes der Burg fallen. Es handelt sich um eine Grube oder Ähnliches, die unter anderem mit großen Mörtelbrocken verfüllt war, die auf eine Bautätigkeit hindeuten. Die in dieser Grube ebenfalls enthaltene Keramik lässt auf eine Verfüllung derselben im 12. Jahrhundert schließen.

Die Innenbebauung der Burg war noch wesentlich kleiner als die des späteren Schlosses. An ein Gebäude mit großem Keller schloss sich ein großer Hofbereich im Westen an. Ein jüngerer Belag dieses Hofes trat bei den Ausgrabungen eindrucksvoll zu Tage, da er bei der späteren Überbauung des Bereichs einfach als Gründung für die darauf gebauten Mauern diente. Der östlichste Teil des Baufeldes wurde großflächig wohl im 18. Jahrhundert durch den Einbau einer Kellervergrößerung verändert. Die eindrucksvollen Kelleranlagen samt der hineinführenden Treppenanlage sind inzwischen vollständig freigelegt.

 Ebenso ist ein großer Teil des eigentlichen Baufeldes abgearbeitet. Die Bereiche Richtung Kirche sind im Moment noch in der Bearbeitung; sie werden versetzt tiefer gelegt, um hier lange Profile zu erhalten, die den Aufbau und die Abfolge der archäologischen Schichten dokumentieren. Dies wird noch etwas Zeit benötigen, da noch viel Erde bewegt werden muss. Auch wurden im Teil, der am nächsten der Kirche liegt, bislang acht Bestattungen freigelegt und geborgen, die sehr wahrscheinlich ursprünglich zum Kirchhof gehörten, bevor das Gelände mit der ausladenden Burg auf dem Schlossberg überbaut wurde. Dabei wurden schon beim Bau der Burg wohl die obersten Schichten der Bestattungen abplaniert, um den Baugrund vorzubereiten. Übrig ist die letzte Schicht der tiefsten Gräber. Letztendlich wird aber erst die C-14-Datierung wirklich Aufschluss über die zeitliche Einordnung der Skelette bieten. Beim Fund von Gräbern auf archäologischen Ausgrabungen werden die Skelette dokumentiert und geborgen; eine erste Alters- und Geschlechtsbestimmung wird vorgenommen und letztendlich werden die Knochen dann im zentralen Fundarchiv in Rastatt eingelagert, um für spätere Auswertungen zur Verfügung zu stehen.

 Weiterhin müssen auch noch einige Randbereiche abschließend bearbeitet werden, da dies aus logistischen Gründen erst gegen Ende der Ausgrabungen möglich sein wird. Dabei werden auch Aufschlüsse über die Stabilität der Schlossaußenmauer erlangt, die für eine spätere Gründung in diesem Bereich benötigt werden und der Verlauf der Außenmauer im westlichen Bereich geklärt werden, der bislang noch teilweise unbekannt ist. Auch könnten noch Informationen über eine etwaige Torsituation in diesem Bereich zu Tage treten.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.
Foto: Davide Rossini, e&b excav