Auswertung Infotage Innenstadt im März

In der Woche vom 13. bis 19. März 2023 wurden im Treff am See die Infotage Innenstadt mit Fokus Schloßberg durchgeführt.

Endlich konnte wieder eine Veranstaltung zur Innenstadtentwicklung in gewohnter Weise und ohne Corona-Einschränkungen stattfinden.

Die ganze Woche über hatten Bürger*innen Gelegenheit, sich über die Ideen und Planungen für den Schloßberg zu informieren und mit Mitarbeitenden aus den Ämtern für Stadtentwicklung und Städtebau, Gebäudemanagement, Tiefbau und Grünflächen sowie mit den Planer*innen und den Schulleitungen der Musik- und Kunstschule und des Paul Lechler-Schulzentrums ins Gespräch zu kommen.

In der Ausstellung im Foyer von Montag bis Sonntag wurde umfangreich über den Schloßberg und die geplante Bebauung in Plakatform und mit Modell informiert. Zu angekündigten Zeiten waren Ansprechpersonen vor Ort, für schriftliche Äußerungen der Besucher*innen standen Briefkasten und Plakate zur Verfügung.

Am Donnerstagabend begrüßte OB Dr. Stefan Belz zur Infoveranstaltung im großen Saal. Im Info-Teil stellte das Architekturbüro Barkow Leibinger seine Machbarkeitsstudie für einen Neubau auf dem Schloßberg vor. Im anschließenden Workshop-Teil wurden dann an 6 Planstationen die unterschiedlichen Themen konkret diskutiert und die Anregungen direkt schriftlich festgehalten, sodass möglichst viele Menschen zu Wort kommen konnten.

Beim Rundgang am Samstagvormittag zeigten Mitarbeitende des Amts für Stadtentwicklung und Städtebau (Leiter Jörg-Michael Haas, Carmen Stark, Referentin für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, und Eva Feß-Hollenbach aus der Abteilung Stadtentwicklung und Stadtgestaltung) entlang von 5 Stationen in der Altstadt den roten Faden der Altstadtentwicklung auf. Beim Abschluss auf dem Schloßberg hatten alle die Gelegenheit, sich ein Bild vor Ort zu machen, bevor es zurück in die Ausstellung ging.

Die Resonanz und das Interesse am Thema war die ganze Woche über gleichbleibend groß und von allen Seiten wurde der direkte Austausch sehr geschätzt.

Viele Anregungen aus der Bürgerschaft, von Gruppierungen und Einzelpersonen wurden entgegengenommen, gesammelt und dokumentiert.

Die Anregungen sind unterschiedlicher Art, teilweise allgemein und zum Teil auch sehr konkret. Sie betreffen den Schloßberg insgesamt oder Aspekte der Planungen für einen Neubau. Manchmal widersprechen sich Vorstellungen. Auch andere und allgemeine Themen der Stadtentwicklung wurden angesprochen.

Im Folgenden sind die Anregungen thematisch geordnet und zusammengefasst wiedergegeben.

Allgemeines

Es wird darauf hingewiesen, dass die Planungen für den Schloßberg Teil der Gesamtentwicklung des Masterplans Schloßbergring sind. Es wird gewünscht, dass das Zentrum der Altstadt mit Schloßberg und Marktplatz weiter belebt werden soll. Schon in den Beteiligungen zum Masterplan Schloßbergring war der Schloßberg immer wieder Thema. In den Rückmeldungen kam vor allem zum Ausdruck, dass das historische Stadtzentrum erleb- und sichtbar sein und ein „Identifikationsort“ der Bürgerschaft mit ihrer Stadt geschaffen werden soll.

Der Zustand des Schloßbergs heute wird einerseits als Freifläche mit Luft und Grün beschrieben, andererseits aber als Ort, der nur von wenigen Menschen genutzt wird, mit Parkplätzen, Müll und Hundekot. Letzteres soll nicht so bleiben, sondern der Schloßberg soll aufgewertet werden.

Die allgemein gehaltenen Kommentare zu den vorgestellten Überlegungen bilden ein breites Meinungsspektrum ab – von klarer Ablehnung bis zu begeisterter Befürwortung. Es gibt Stimmen, die fordern, das Projekt möglichst schnell und genauso umzusetzen. Stimmen, die das Projekt ganz stoppen möchten, und darüber hinaus viele auch ganz konkrete Vorschläge, wie sich die Planungen weiterentwickeln können.

Dabei wird oftmals ein Geschichtsbezug hergestellt und die Frage gestellt, wie dem historischen Ort, an dem einmal das Böblinger Schloß stand, Rechnung getragen werden soll. Auf der einen Seite soll es kein Zurück in die Vergangenheit sein, sondern es wird  Wert darauf gelegt, dass die Stadtkirche das Panorama Böblingens weiterhin alleine dominiert. Auf der anderen Seite steht der Wunsch nach einer Vervollständigung der Stadtsilhouette, Böblingen soll eine neue Kontur bekommen, die an die Historie anknüpft, aber durch die Nutzung neue Werte transportiert.

Anregungen zu gestalterischen Themen

Die Auseinandersetzung mit den Themen Historie und Identität zeigt sich auch bei den konkreten Anregungen zum Entwurf des Gebäude-Ensembles und der Fassadengestaltung.

Es wird die Sorge geäußert, dass das Ensemble zu groß und zu wuchtig wirkt und sich eine moderne Fassade nicht in die Altstadt einfügt.

Viele Vorschläge beschäftigen sich mit dem Gebäude 3 (Südflügel): ihn möglicherweise ein Geschoss oder mehrere Geschosse niedriger planen, die Dachform überdenken, das Gebäude in der Länge teilen oder es ganz weglassen. Das weist auf die Sorge hin, dass der Südflügel die Ansicht, speziell vom Oberen See, zu sehr dominieren kann. Die beiden nördlichen Gebäude (Gebäude 1 und 2) sind größenmäßig akzeptabel. Es gibt Fragen zur Gebäudestellung und dazu, ob man mit einer Vergrößerung an dieser Stelle Räume aus dem evtl. verkleinerten Südflügel unterbringen kann.

Sowohl zum Entwurf als auch zur Gestaltung der Fassade gibt es unterschiedliche Anmerkungen: zu modern, genau richtig, nicht modern genug, zu wenig historischer Bezug, nicht radikal genug. Es wird mehr Transparenz vorgeschlagen und weniger Grau, eine Anlehnung an die Historie, viele Fenster, viel Glas, Fassadenbegrünung. Die Aussicht soll nicht verbaut werden. Der Raum zwischen den Gebäuden soll dargestellt werden, vor Ort oder in 3D-Darstellungen. Das Ensemble kann  als Lattengerüst dargestellt werden oder in 3D aus dem Blickwinkel der Fußgänger*innen. In den Plänen sollen die genauen Maße und Angaben zum umbauten Raum dargestellt werden.

Anregungen zu Grün- und Freiflächen

Der Freiraum auf dem Schloßberg wird geschätzt. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass der provisorische Parkplatz dem Ort nicht gerecht wird, der Park von seinen Besucher*innen nicht besonders pfleglich behandelt wird und viel Unrat herumliegt.

Eine Veränderung wird mit wenigen Ausnahmen als notwendig erachtet und begrüßt.

Einige wünschen sich, den Schloßberg nicht zu bebauen, sondern als Freianlage zu belassen und aufzuwerten. Dabei kann auf den Beschluss zum Freiraumkonzept von 2007/08 zurückgegriffen und eventuell ein Pavillon mit Café und einer großen Terrasse nach Süden errichtet werden.

Auch auf den Klimawandel und die Problematik der Flächenversiegelung wird hingewiesen. Es wird nach möglichen Auswirkungen auf ein Hitzekonzept, die Kanalisation, die Windverhältnisse und auf eine Verschattung des Schloßbergparks und der umliegenden Grundstücke bei einer Neubebauung gefragt, außerdem nach der räumlichen Wirkung des Platzes zwischen den drei Gebäuden – es soll keine Häuserschlucht entstehen.

Es wird vermutet, dass mit einer Belebung durch die Bebauung die Freiflächen leichter von unliebsamen Nutzungen freigehalten werden können.

Viel Wert gelegt wird auf eine Aufwertung der Freiflächen und eine gute, auch kindergerechte Gestaltung mit möglichst viel Grün. Nach Möglichkeit sollen alle oder so viele Bäume wie möglich erhalten werden. Es soll genügend Platz zum Verweilen vorhanden sein, für Ruhe und Erholung, und um die Aussicht zu genießen. Die Außengastronomie soll möglichst groß sein.

Anregungen zu Nutzungsthemen

Was die geplante Hauptnutzung durch die Musik- und Kunstschule (MKS) angeht, wird allgemein anerkannt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Es wird mehr Platz gebraucht, alle vier Sparten sollten zusammen untergebracht sein, das ist eine wichtige Investition in die Zukunft.

Eine Unterbringung auf dem Schloßberg verspricht mehr junges Leben in der Altstadt. Besonders Jugendliche nehmen das Projekt positiv auf. Kooperationen u.a. mit der Kirche und den offenen Bühnen sind möglich. Auch Handel und Gastronomie können davon profitieren, z.B. durch die wartenden Eltern.

Es gibt aber auch Zweifel, ob der Schloßberg der richtige Ort für die MKS ist. Die Erreichbarkeit ist schlecht, große Teile der Bevölkerung profitieren nicht, sie ist kein Frequenzbringer.

Als andere mögliche Nutzungen auf dem Schloßberg werden in diesem Zusammenhang vorgeschlagen: Park, Pavillon für Gastronomie, kleinerer Bau, Museen, Volocopter-Landeplatz, Ort der Schloßberg-Festspiele, Angebot für Jugendliche, junge Erwachsene, Familien.

Zur Zwischennutzung durch das Paul Lechler Schulzentrum (PLS) wird gefragt, wer der Träger ist, ob keine Unterbringung in Containern möglich ist, ob die Zwischennutzung den Einzug der MKS nicht unzumutbar verzögert und ob das Raumprogramm des PLS die Größe des Neubaus bestimmt.

Für die MKS werden Alternativen vorgeschlagen wie eine Sanierung oder Erweiterung in der Herrenberger Straße oder eine Unterbringung an anderer Stelle. Genannt werden Künstlerviertel, altes Finanzamt, Schulen Altstadt, ehemaliges BG-Gebäude, Kaufzentrum, Schafgasse, Klaffensteinstraße, ehemalige Kita Danziger Straße, Postareal, Gesundheitsamt, vorhandenes Fundament Kongresshalle, Vermessungsamt, Bücherei. Indem bestehende Gebäude, die im Besitz der Stadt sind, saniert werden, ist kein Neubau nötig und Kosten können gespart werden, das soll als „Plan B“ geprüft werden.

Es besteht die Sorge, dass die Kosten in keine Verhältnis zum Nutzen stehen und Geld für andere wichtige Projekte wie z.B. Kita-Offensive, Schulhaussanierung fehlt, auch wird aufgrund offener Fragen eine Kostenexplosion befürchtet. Andererseits wird angemerkt, dass das Grundstück der Stadt gehört und auch die Verwendung des bestehenden Entwurfs viel Geld spart.

Die allgemeinen Aussagen zum Thema Nutzung weisen darauf hin, dass für den Schloßberg eine öffentliche Nutzung gewünscht wird, die möglichst vielen Menschen bzw. der gesamten Bevölkerung zugutekommt.

Eine Gastronomie wird an dieser Stelle als sehr passend erachtet. Das kann ein Café oder ein Biergarten sein mit Sonnenterrase und Blick auf See und Altstadt.

Zum Thema Kultur auf dem Schloßberg wird geäußert, das sei ein zukunftsfrohes und mutiges Zeichen. Es wäre schön, wenn dort ein Ort der Kultur für alle Generationen entsteht, der die umgebende Natur miteinbezieht und die Altstadt nachhaltig belebt. Es wird aber auch die Frage gestellt, ob kulturelle Einrichtungen die erhoffte Öffentlichkeitswirksamkeit haben. Positiv gesehen werden die möglichen Synergie-Effekte mit den öffentlichen Einrichtungen vor Ort, vor allem mit der Stadtkirchen-Gemeinde.

Anregungen zu Verkehrsthemen

Die zentrale Lage mitten in der Altstadt ist auch insofern Thema, als dass auf die Topografie des Schloßbergs und die damit verbundenen Herausforderungen der Erreichbarkeit hingewiesen wird.

Es wird honoriert, dass bereits ein Verkehrskonzept vorliegt, das Aussagen zu allen relevanten Fragen macht. Zu den einzelnen Punkten gibt es viele Kommentare und Anregungen.

Es wird befürchtet, dass das Verkehrsaufkommen zu hoch wird und zu Chaos und Staus auf dem Schloßbergring, am Postplatz und in der Innenstadt führt. Vor allem die Elterntaxis sind Thema, ein Vorfahren bis ans Gebäude ist nicht möglich.

Für das Holen und Bringen mit dem Auto gibt es verschiedene Anregungen. Der Schloßberg soll autofreie Zone sein, auch die Straße „Am Schloßberg“ ist zu eng zum Hochfahren und Wenden, dort soll es ein Parkverbot geben.

Die Benutzung der Tiefgarage Marktplatz ist keine Lösung oder ist eine Lösung, wenn sie aufgewertet wird. Eltern sollen ihre Kinder in der Nähe der Schule rauslassen können, es muss kostenlose Möglichkeiten geben wie Hol- und Bring-Punkte oder einen Loop, dadurch kann Parksuchverkehr um den Schloßbergring vermieden werden. Es wird gefragt, ob durch die geplanten Hol- und Bringpunkte Stellplätze am Schloßbergring wegfallen. Eine Verschlechterung der Parksituation in den anliegenden Wohngebieten wird befürchtet, Anwohner-Parkausweise können Abhilfe schaffen oder neue Parkplätze oder die Optimierung bestehender wie z.B. am Bonifatiusplatz. Für die Musikschüler*innen und die Lehrerschaft kann es kostenlose Parkplätze in der TG geben.

Um den Schloßberg und seine Einrichtungen ohne Auto gut erreichen zu können, muss überprüft werden, ob die Anbindung an den ÖPNV ausreichend ist, es werden gut befahrbare Radwege im Bereich Schloßberg/Schloßbergring gebraucht.

Besonders wichtig ist der Bürgerschaft, dass die barrierefreie Erreichbarkeit für alle mitgedacht wird. Für Kinder, Ältere oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sollen so viele barrierefrei Zugänge wie möglich vorgesehen werden, möglichst vom Elbenplatz her. Hinsichtlich der Umsetzung gibt es Fragen zu den Aufstiegshilfen. Die vorgesehenen Aufzüge sind gut für das problemlose nach oben-Kommen für ältere und behinderter Menschen, sie können aber zu teuer und zu wartungsintensiv sein, es kann technische Ausfälle und Vandalismus geben. Aufzüge sind besser als Rolltreppen, da auch für Senioren und für Rollstuhlfahrer*innen geeignet. Die Aufstiegshilfen sollten realisierbar und nicht zu aufwendig sein.

Es wird auf einen Gesamtzusammenhang verwiesen: die barrierefreie Anbindung der Ebenen Elbenplatz – Marktplatz – Schloßberg-Plateau sind Teil des Entwicklungskonzepts Schloßberg/Marktplatz. Als Teil der Altstadtentwicklung können davon alle Anlieger*innen und Einrichtungen profitieren.

Öffentlichkeitsbeteiligung

 Die ersten Infotage nach der Corona-Zwangspause und die auf verschiedene Weise aufbereiteten und vermittelten Inhalte wurden überwiegend positiv beurteilt, auch wenn es Stimmen gibt, die die Beteiligung der letzten drei Jahre kritisieren und den Eindruck haben, es ist ohnehin schon alles entschieden.

Es gibt Forderungen, eine Bürgerbefragung oder einen Bürgerentscheid durchzuführen, andererseits wird darauf hingewiesen, dass die Entscheidungshoheit beim gewählten Gemeinderat liegen soll, der die Bürgerschaft vertritt.

Die Beteiligung wird geschätzt und als wichtig für Belebung des Prozesses angesehen, man soll sie wichtig nehmen, achtsam mit den Sorgen der Bürger*innen umgehen und offene Diskussionen führen, um noch mehr Böblinger*innen zu überzeugen.

Nächste Schritte

Im Verlauf des Projekts werden die Anregungen im Planungsprozess aufgegriffen und bearbeitet: Je nach Thema kann das zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt sein. Das Für und Wider wird überprüft, dargestellt, öffentlich beraten und abgewogen. Das Ergebnis aus diesem Prozess kann dann jeweils den weiteren Planungsschritten zugrundegelegt werden.

Eine Liste von häufig gestellten Fragen und Antworten finden Sie unter >FAQ